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Be part of the art

Tanja S. Prill

Malerin aus Hamm

Tanja S. Prill malt, um Gefühle und Persönlichkeiten auszudrücken. Dabei ist ihr wichtig, gleichermaßen „die Melancholie des Lebens und die Tragik des Seins“ herauszuarbeiten, „natürliche Schönheit ebenso wie verstörende Gesichtszüge“ zu zeigen.

 
„Meine Inspirationen sind die Menschen in ihrer Vielfalt.“

Impressionen

 

Alle Fotografien von Sigrun Strangmann, www.sigrunstrangmann.com

Interview

Erzähl mal von deinem Werdegang, wie du zur Kunst gekommen bist.

Da ich schon von Kindheitstagen an ein sehr visueller Mensch war, entdeckte ich das Malen schon frühzeitig. Im Teenager-Alter habe ich bei uns zu Hause und auch in der Nachbarschaft sämtliche Garagentore bemalt, quasi meine ersten Murals. In der Oberstufe traf dann ich auf einen tollen Kunstlehrer, der durch seine Art und die eigene Begeisterung für die Kunst die Malerei ganz fest in meiner Persönlichkeit verankert hat. Nach dem Abitur habe ich mich aber zunächst, nach einigen beruflichen Umwegen, für ein Grafikstudium entschieden. Hier konnte ich künstlerische Aspekte mit moderner Technik verbinden. Die klassische Malerei habe ich in dieser Zeit aber auch weitergeführt. Zu der Zeit bekam ich dann schon erste Auftragsarbeiten, wie handgemalte Hochzeitskarten und kleinere Bildaufträge für Geschenke.

Vor circa 5 Jahren habe ich schließlich die Entscheidung getroffen, der Kunst den größtmöglichen Raum einzuräumen, und ich begann, im eigenen Atelier für Ausstellungen und Kunden zu malen. Schnell kamen regelmäßige Kunstkurse für Kinder und Erwachsene hinzu. Im Sommer 2013 habe ich das erste Buch eines Autors aus Euskirchen illustrieren dürfen. Kurze Zeit darauf wechselte ich meinen Malstandort in die Stadtmitte von Hamm. Hier habe ich nun weitläufige Atelierräume, in denen ich auch große Formate gut bearbeiten kann. Diese hingen und hängen regelmäßig in Solo- und Gemeinschaftsausstellungen in Hamm und Umgebung und derzeit auch in Berlin. Gleichzeitig können auch Nachwuchskünstler in meinen Räumen ausstellen. Die Künstler Gruppe „Silbernes Reh“ hat in diesem Atelier auch ihren Hauptstandort, es wird also auch als Gemeinschaftsatelier genutzt. Eine weitere Buchillustration folgte dann im vergangenen Jahr. Zusammen mit der Hammer Autorin Jenny Heimann habe ich ihren Kurzgeschichtenband „Wer hat Angst vor Hello Kitty?“ bebildert. In diesem Jahr finden noch einige kulturelle Events statt, die ich mit meinen Werken bespielen werde, außerdem wird eine Ausstellung in England und Polen folgen, ebenso wie mein Mitwirken an mehreren Murals im Ruhrgebiet, die im Rahmen eines Street-Art/Fine-Art-Projektes umgesetzt werden.

Wie hast du deinen Stil entwickelt? Was hat dich beeinflusst?

Mein Stil hat sich eigentlich über die Jahre von alleine modifiziert und weiterentwickelt. Anfängliche große Inspiration durch den Neoexpressionismus und seine Derbheit wurde ergänzt durch eine Liebe zu den klassischen Malern wie zum Beispiel Caravaggio, die sehr viel Wert auf das Detail und die akribische Ausarbeitung eines jeden Quadratzentimeters ihrer Leinwand legten. Meinen Stil habe ich dann selbst einmal definiert als Freien Realismus und modernen Expressionismus. Das heißt für mich, ich male gegenständlich, mit Liebe zum Detail, bediene mich dabei aber gerne einer außergewöhnlichen und vor allem freien Farbwahl. In meinen Bildern findet sich daher tatsächlich der Grundgedanke der Expressionisten wieder, die Aufgabe der Kunst bestehe nicht ausschließlich darin, nah an der Realität zu bleiben, sondern Gefühle und Gedanken auszudrücken. Porträts wachsen bei mir oft aus einem dunklen Hintergrund heraus ins Pastell. Hierbei arbeite ich die Melancholie des Lebens und die Tragik des Seins heraus, natürliche Schönheit ebenso wie verstörende Gesichtszüge. Je nach Motiv entscheidet sich die Stärke des Duktus und die Farbwahl. Insbesondere bei Bildern, die im spontanen Realismus entstanden sind, liebe ich die Farbgebung bunt und wild.

Wo oder wie findest du Inspiration?

Meine Inspirationen sind die Menschen in ihrer Vielfalt. Das können Personen aus meinem Umfeld sein, die dann für mich in bestimmte „Rollen“ schlüpfen, oder auch fremde Menschen, die mich nachhaltig durch ihr Auftreten beeindrucken und mir im Gedächtnis bleiben. Besonders Frauen bevorzuge ich als Motive für meine Bilder, da ich selbst als Frau meine, mich gut in die verschiedenen Gefühlslagen und Charakterzüge der Modelle hineinversetzen zu können. Und darum geht es mir ja, um Gefühle und Persönlichkeiten.

So beginnt dann ein neues Werk mit einer Zeichnung und entwickelt sich im Laufe des Malprozesses unter Anwendung von Öl- oder Acrylfarben und zuweilen auch mit Tusche und Aquarell zu Porträts oder Körperstudien. Aktuell finde ich zudem viele interessante Impulse in der Street Art. Diese habe ich ganz neu für mich entdeckt. Als aktiver Teil einer eigenen Künstlergruppe in Hamm, die ich mit befreundeten Künstlern aus Street Art, Fotografie und Bildhauerei gemeinsam gegründet habe, entwickeln wir ganz neue Konzepte, mit denen wir auf gemeinsam gestalteten Flächen die verschiedenen Malstile zusammenbringen. Da sprayen also Menschen auf Leinwänden herum und dann komme ich ins Spiel und schmücke das Ganze mit dem Pinsel aus. Ein weiterer Künstler entwirft danach zu einigen Bildsequenzen Skulpturen. Wir sind bekannt unter dem Namen „Silbernes Reh“ – Galerie der Disziplinen.

Hast du künstlerische Vorbilder, die deine Arbeit beeinflussen?

Jan Vermeer van Delft ist einer der bekanntesten holländischen Maler des Barock. Und den eben genannten Caravaggio verehre ich sehr. Dann aber wieder kommt der Sprung in die Jetztzeit, zum Beispiel zu Jeremy Mann oder auch Voka. Und natürlich beeinflusst mich allgemein der Neoexpressionismus der 60er Jahre.

Was ist dein Lieblingsmaterial und dein Lieblingsformat?

Ich arbeite liebend gerne mit Öl- und Acrylfarben auf Leinwänden oder feinen Papieren. Aquarelle und Tuschezeichnungen ergänzen dann wohl neben dem Spachtel als Arbeitswerkzeug meine Lieblingsmaterialien. Bei den Formaten arbeite ich am liebsten groß. Quadratische Formate liegen mir sehr, oft 100 x 100 cm groß. Aber auch ganz große Bilder (200 x 300 cm) oder auch Fassaden gehören mit zum Repertoire.

Machst du deine Kunst nur für dich selbst oder für ein Publikum, dem du eine Message senden willst?

Meine Kunst entsteht zunächst aus mir selbst heraus. Ich möchte mit ihr Dinge hinaus in die Welt werfen, die mich in meinem Sein beschäftigen. Der Umgang mit den Menschen untereinander und vor allem die defizitbezogene gegenseitige Wahrnehmung ruft mich immer wieder auf den Plan. Viele meiner Bilder sollen darstellen, wie sehr wir uns als Menschen teilweise „maskieren“ müssen, um im Leben und im sozialen Miteinander bestehen zu können. Ich würde also sagen, dass ich die Kunst für ein Publikum mache, denn die Farben rufen nach Betrachtern. Und ich liebe es natürlich ebenfalls, wenn Kunden die Bilder auch rein optisch ansprechend finden und den Zugang zu einem Lieblingsbild nicht nur über eine Message, sondern auch über ein Bauchgefühl bekommen. Eine Kundin hat mir mal Monate nach einem Bildkauf geschrieben und mir gesagt, jeden Morgen, wenn sie aufstehe und ihr Blick auf das Bild falle, müsse sie lächeln und das Bild vermittele ihr ein Wohlgefühl. Das war ein Riesenkompliment, denn so soll es sein. Ich möchte also durchaus mitunter gesellschaftskritisch an die Darstellung meiner Modelle gehen, aber meine Bilder sollen auch gute Schwingungen verbreiten!

Was bedeutet Kunst in deinem Leben?

In Kunst und Musik finde ich Ruhe und Kraft gleichermaßen. Kunst ist für mich die natürlichste Ausdrucksform. Die Energie, die ich hieraus schöpfe, versuche ich dann gleich wieder in meine Arbeiten einfließen zu lassen.

Könntest du dir etwas anderes vorstellen, das dich ähnlich ausfüllt?

Ehrlich gesagt, nein. Die Malerei gehört inzwischen so an meine Seite wie mein Partner oder auch meine Kinder. Wenn ich ins Atelier fahre, kann ich alles andere des Tagesgeschäftes vergessen und bin ganz bei mir selbst. Wenn meine Kursteilnehmer dann eintrudeln, diskutieren wir lebhaft und schaffen gemeinsam Neues. Der Umgang mit der Kunst ist für mich eine Berufung und wie sollte da etwas Ähnliches heranreichen! (lacht)

Gibt es zukünftige Projekte, von denen du uns schon erzählen kannst?

Ein ganz besonderes Projekt ist derzeit das „Silberne Reh“, von dem ich schon berichtete. Hierfür stehen wir gerade mit der Stadt in Gesprächen, denn dieses Projekt braucht mehr Raum, größere Formate sollen bespielt werden. Diese Verquickung verschiedener Malstile und Kunstrichtungen bewegt mich sehr ebenso wie eine maßgebliche Mitbeteiligung am Schaffen eines Kreativ-Quartieres in meiner Heimatstadt Hamm. Meine Malerei bleibt mein Projekt Nummer 1, ich möchte sie aber noch in andere Bereiche mit einfließen lassen und freue mich auf die Ergebnisse. Außerdem sind noch verschiedene Ausstellungen in nächster Zeit zu bespielen, Soloausstellungen und eine Gemeinschaftsausstellung mit Mitgliedern des Hammer Künstlerbundes.

Wie viel Zeit verbringst du mit der Kunst?

Ich verbringen den Hauptteil des Tages mit der Kunst. Dabei male ich selbst, bin aber auch viel organisatorisch und projekteübergreifend im Atelier tätig. Hinzu kommen regelmäßige Kurse und Workshop-Angebote mit Schulen und Einrichtungen. Noch dieses Jahr folgt eine Zusammenarbeit mit der Stadt, bei der Kunstangebote für geflüchtete Mädchen und Frauen in unserem Atelier stattfinden werden.

Was sind deine Erwartungen bei der Zusammenarbeit mit ARTvergnuegen?

Ich freue mich sehr über eine Zusammenarbeit mit ARTvergnuegen, denn die gebotene Plattform ist einfach ideal, um die eigene Kunst einem großen Publikum vorstellen zu können. Die wertige Darstellung der Kunstwerke hat mich gleich beim ersten Besuch der Homepage angesprochen. Auch dass die Künstler hinter den Werken ein Gesicht bekommen und sich vorstellen dürfen, finde ich ganz toll. ARTvergnuegen verkörpert also alles, was ich bei der Vermittlung und Darstellung von Kunst wichtig finde. Die Bilder sind nicht nur irgendwelche anonymen Werke, sondern sie sind alle mit Liebe und Know-how entstanden und bekommen bei ARTvergnuegen eine entsprechende Darstellung.

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