Im Netz steht, du hast dir deine Fähigkeiten autodidaktisch angeeignet. Wieso bist du grade Künstler geworden?
Das war eine Familiensache, mein Opa war Maler und Fotograf. Das Malen mit Ölfarbe, wie ich es jetzt betreibe, habe ich mir zwar selbst beigebracht, von ihm lernte ich aber zeichnen und aquarellieren, ich war da immer von Kunst umgeben. Von Kindheit an ist das Malen für mich eine Sucht, ich muss immer malen und da hat es sich so ergeben.
Wie hast du deinen Stil entwickelt? Was hat dich beeinflusst?
In jungen Jahren malte ich sehr gegenständlich, bis ich, es muss so ungefähr 1990 gewesen sein, in der Karlsruher Kunsthalle Bilder von Carl Schuch sah. Ich war fasziniert von seiner Malweise, wie er die Gegenstände verzerrte. Meine Bilder heute haben mit den Landschaften und Stillleben von Carl Schuch nichts mehr zu tun, aber nach der Begegnung mit seinen Bildern begann ich anders zu malen.
Woher kommt die Inspiration für deine Bilder?
Das können Assoziationen sein beim Anschauen von Wolkenformationen, alten verschnörkelten Bäumen oder auch beim Betrachten des Atelierbodens mit seinen verschmierten Ölfarbenklecksen, aus denen ich wie von selbst Fabelwesen herauslesen kann. Aber auch Literatur, Liedertexte und Begegnungen mit Menschen inspirieren mich. Zum Beispiel hat mein bester Freund Tim Down-Syndrom. Für ihn gibt es Freunde und Kumpels, und ein guter Freund ist ein Freundkumpel, in einem Wort. Ich fand das Wort Freundkumpel sehr schön und malte ein Bild dazu.
Deine Bilder wirken wie aus Grimmschen Märchen, wo liegt der Ursprung für dieses Thema?
Ich mag natürlich Tiergeschichten, Märchen und alte Sagen, Ich illustriere aber keine der bekannten Fabeln, ich erschaffe mir mit meiner Malerei eine ganz eigene kleine Welt mit zauberhaften Figuren, Geheimnissen und einer gewissen Melancholie. Ein Freund schrieb mir einen Text zu einer Ausstellungseröffnung und formulierte es so: „Wenn Göhrs Figuren durch dunkle Wälder tasten, wie in einem Grimmschen Märchen, dann ahnt der Betrachter schon, dass auf dem Weg einige Hindernisse warten werden, einen Zweifel an einem letztlich guten Ende der Geschichte gibt es aber nicht.“ Ich fand den Text sehr bewegend, und er hat den Nagel auf den Kopf getroffen.
Oft malst du Tiere. Umgeben sie dich auch im Alltag?
Ja, ich habe und hatte schon sehr viele Tiere, meistens Hunde, oft aus dem Tierheim, aber auch verletzte Wildtiere, die ich dann gesundpflegte, um sie wieder freizulassen. Ich bin da ganz bei Carl Zuckmayer: „Ein Leben ohne Hund ist ein Irrtum.“
In welcher Stimmung musst du sein, um an deiner Kunst arbeiten zu können?
Es darf auf keinen Fall zu früh am Morgen sein, da ich gerne ausschlafe. Dann eine Tasse Kaffee und gute Musik und schon kann es losgehen.
Dein liebstes Arbeitsmaterial in der Malerei?
Das sind Ölfarbe und Rupfengewebe, die Ölfarbe ist, wie ich finde, einfach am natürlichsten. Und da ich meistens alla prima male, kann ich wunderbar 2 bis 3 Tage am Stück arbeiten, ohne dass die Farbe trocknet. Und das grobe Rupfengewebe sieht einfach toll aus und passt zu meiner Malweise.
Was möchtest du durch deine Kunst bei den Menschen auslösen?
Darüber mache ich mir beim Arbeiten keine Gedanken. Jemand sagte mal über mich: „Alles, was er mit Farbe erzählt, berührt sofort das Herz.“ Das fand ich natürlich sehr schön.
Was bedeutet Kunst in deinem Leben?
Kunst ist für mich sehr wichtig, es ist ein intensiver inwendiger Prozess, fast eine Art Meditation. Beim Malen vergesse ich Zeit und Raum und ich kann dabei ein bisschen meinen Schmerz betäuben, über den Verlust hinwegkommen, von Personen, die mir sehr nahe standen. Von Lovis Corinth stammt der Satz „Die wahre Kunst hat aber keinen praktischen, gewinnbringenden Beigeschmack. Sie ist sich Selbstzweck. Egoistisch wie ein Gott steht sie da in ihrer ganzen Schönheit.“
Du bist Teil der Südpfälzischen Kunstgilde, was genau ist das?
Das ist ein Kunstverein in Bad Bergzabern. Wir veranstalten mehrere Ausstellungen im Jahr, ich bin da im Gilderat tätig und ich betreue einmal im Jahr einen Künstler bei seiner Ausstellung. Der Austausch und die Erfahrungen mit den Künstlerkollegen sind spannend und interessant.
Was tust du, wenn du keine Kunst machst?
Dann bin ich oft auf einem Boule-Platz anzutreffen, ich mag das französische Spiel mit den Eisenkugeln, und gelegentlich spiele ich ein Turnier am Wochenende.
Wo siehst du dich in 5 Jahren?
Ich hoffe, ich bin immer noch Maler, aber was ich da genau mache, kann ich nicht sagen, darüber mache ich mir keine Gedanken.