Die Kunst und du – wie habt ihr euch kennengelernt?
Mein Vater hatte schon immer Tusche und Aquarellfarben in unseren Urlauben dabei, nahm mich mit in Museen und zu Ausgrabungsstätten und hatte einen wunderbaren Kreativkeller. Ich bin ganz selbstverständlich mit der Kunst aufgewachsen.
Der Mensch ist dein Motiv. Wie ist dein Blick auf den Menschen, wie steht es um ihn?
Ich bin fasziniert von dem Menschen und seiner Fähigkeit, emotionale Botschaften durch seine Körpersprache – nonverbale Kommunikation – zu übermitteln. Diese verrät seine Gedanken, Absichten und Gefühle. Nur 7 % aller Informationen eines Gespräches beziehen wir aus den Worten. Diesen Ausdruck und die Aussage möchte ich in meinen Gemälden einfangen.
Du arbeitest in thematischen Serien. Bitte erzähle einmal von deiner Themenwahl und wie du diese angehst.
Ich beobachte die Menschen um mich herum in alltäglichen Situationen und untersuche die wechselseitige Beziehung zwischen ihnen und ihrer Umgebung bzw. den Einflüssen ihrer Zeit. Zum Beispiel spiegeln meine aussagekräftigen Figuren der „Stadtgesichter-Serie“ die Großstädte dieser Welt wieder. Es ist ihnen ein Bedürfnis, sich von der Masse abzugrenzen. Die „Discounter-Serie“ betrachtet das Thema des Konsums und dort steht der Mensch als Nutznießer des Alltäglichen im Vordergrund, dessen Schönheit meist übersehen wird. Aufgrund unseres überfüllten Alltags und der Übersättigung an Angeboten beschäftigt sich meine „Distanz-Serie“ mit der Gefahr, sich nicht mehr auf den Moment konzentrieren zu können.
Ein Thema ist auch die Generation Z, die erste, die mit der Digitalisierung aufgewachsen ist. Worauf hast du dein Augenmerk gelenkt – und hat dir die künstlerische Beschäftigung mit dieser Altersgruppe Erkenntnisse gebracht?
Diese Verinnerlichung der digitalen Welt stelle ich parallel zu den Bedürfnissen der jungen Menschen dar. Die Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung aber auch die Ängste und Sorgen haben sich in den letzten Jahrzehnten nicht grundlegend geändert.
Wir sollten selbstverständlich die Möglichkeiten der Digitalisierung voll nutzen, aber dabei nicht unsere Menschlichkeit verlieren.
Bitte erzähle einmal von Materialien und Untergründen. Du arbeitest ja mit verschiedenen Stoffen.
Gerne arbeite ich auf selbst bespannten Leinwänden aus dunklem Naturleinen, die ich selbst mit Hautleim transparent grundiere. Ich nutze aber auch Jute und Kokosmatten. Das Material wird mit in das Bild einbezogen und ist in Teilen sichtbar. Es ergibt sich ein interessanter Hell-Dunkel-Kontrast und eine spannende Flächenwirkung auf dem groben Untergrund.
Wie entstehen die gedeckten, sanften Farben deiner Werke?
Ich nutze eine reduzierte, gebrochene Farbpalette an Ölfarben: Titan- und Zinkweiß, Preußisch- und Ultramarinblau, Siena gebrannt, Kadmiumgelb, Krapplack-Rubinrot, ohne Schwarz. Zusammen mit der leicht verwischten Darstellung resultiert der sanfte Farbklang.
Wo malst du und wie hast du dich dort eingerichtet?
Ich habe ein eigenes kleines Atelier, den Kunstkeller Bonn, in dem ich auch Malkurse anbiete. Dort bin ich umgeben von meinen Bildern, Ideen, Büchern, Leinwänden, Farben, Pinsel ... einfach allem, was ich für meine Kreativität brauche.
Was brauchst du außerdem unbedingt, um gut malen zu können?
Zeit, Ruhe, einen Kaffee und Kinderschokolade (lacht).
Wie viel Plan und wie viel Spontanität steckt in deinen Gemälden?
Das Motiv und die Bildaufteilung sind anfangs geplant, aber während der Umsetzung beginnt die Spontanität einzufließen und das Gemälde entwickelt sich weiter.
Möchtest du mit deinen Bildern etwas in den Menschen bewegen?
Mein Anliegen ist es, ausdrucksstarke Bilder zu erschaffen, die berühren und ich möchte mich hier den Worten von Lucian Freud, der von 1922 bis 2011 lebte, anschließen: „Ich wünsche mir, dass meine Porträts sozusagen die Leute selbst sind, nicht nur deren äußere Erscheinung.“
Was machst du, wenn du nicht malst?
Zeit mit der Familie und Freunden verbringen, lesen und natürlich Ideen sammeln.