Die Kunst und du – wie seid ihr zusammengekommen?
Das liegt lange zurück, ich kann mich aber erinnern, als Pionier – in Zeiten des Kommunismus – eingeladen worden zu sein, Folklore zu malen. War leider nicht lange durchzuhalten – zu viel Muss und Soll. Später wurden mir Acrylfarben und Pinsel geschenkt. So nimmt alles seinen Lauf.
Wie hat sich deine Kunst entwickelt?
Es war eine Mischung aus ausprobieren, kopieren, verwerfen, verbessern, materialisieren, idealisieren, zerstören, neu schaffen, pausieren, vereinfachen, kritisieren … Jetzt mach ich Pause, da fehlen sicher noch viele Stationen.
Hast du einen Begriff für deine Kunst?
Schwierig! Begriffe verleiten zu Schubladen. Aber „experimental Art“ würde mir am besten gefallen.
Du malst und plastizierst. Was gibt dir das Plastizieren, das die Malerei nicht kann?
Plastiken kann man von allen Seiten besehen und die dritte Dimension stellt vor neue Herausforderungen, sie zwingt dazu, auch das eigentlich Verborgene, die Rückseite, zu beseelen.
Wie entstehen deine Plastiken technisch?
Die Basis oder die Architektur ist meistens aus Holz und diese werden dann zu einem Objekt komponiert. Funde in der Natur sind gute Impulsgeber. Weitere Materialien sind Gips, Keramikpaste, Stoffe, Metalle, die die Plastik ergänzen. Mit Acrylfarben und Lacken werden diese veredelt.
Welche Themen, Erlebnisse und Gedanken inspirieren dich zu neuen Werken?
Eine große Ideenquelle sind Menschen, die mit ihren Idee und Vorstellungen von der Norm und den Erwartungen abweichen. Originalität und Abgründigkeiten öffnen mir die Augen für neues Sehen und Staunen. Und wenn es dann mal nicht weitergeht, gerne in den Geschichten von T.C. Boyle anlesen oder auch eine wiederkehrende Prise Max Beckmann nehmen. Man muss nur die Augen öffnen – auch schließen – und seinen eigenen Bildern freien Lauf lassen.
Wieviel Plan und wieviel Spontaneität stecken in deiner Arbeit?
Es ist eine integrative Kombination aus geplanter Gestaltung und spontaner Dekonstruktion. Je nach Impuls erringt immer mal ein Part die Oberhand. Irgendwann muss ich den Prozess abbrechen und das Geschaffene für final erklären.
Wo arbeitest du und wie hast du dich dort eingerichtet?
Ich arbeite in meinem eigenen Atelier im Isental, gerne im Freien, auch im Winter. Mindestens einmal im Jahr bin ich bei den „Offenen Ateliers“ dabei und freue mich über Besuche und Gespräche mit meinen Gästen.
Was brauchst du außerdem unbedingt, um gut arbeiten zu können?
Es darf kein Gefühl von arbeiten sein, sondern die Lust am Gestalten oder Versinken in eine neue Welt und vor allem frei vom Zwang, jemandem zu gefallen. Die passende Musik – elektronische Africa-Beats – sind dann noch ein echter Kick.
Wann ist ein Werk fertig?
Diese Frage ist schwer zu beantworten. Wahrscheinlich nie, denn mit etwas zeitlichem Abstand gibt es immer Ideen, wie zu ergänzen wäre. Mein Vorgehen ist, Bilder umdrehen, etwas Zeit vergehen lassen und wenn dann kein gewichtiger, emotionaler Impuls da ist, gilt das Werk als vorerst abgeschlossen.
Sprichst du gern mit anderen über deine Kunst?
Gerne über die Kunst und neue Ideen, aber ungern über konkrete Fragen was könnten einzelne Werke bedeuten. Jeder Betrachter hat sein eigenes Universum an Deutungsmöglichkeiten und dieses lässt sich kaum überschreiben. Ich kann Denkanstöße geben und im Dialog vertiefen. Da kommt meistens etwas viel Interessanteres heraus, als ich mir je gedacht habe.
Was machst du, wenn du keine Kunst machst?
Ich denke an das nächste Kunst-Projekt. Ich bin in einem regulären Angestelltenverhältnis in der Beratungsbranche und versuche hier meine Inspirationen für das organisatorische Miteinander zu nutzen.