Die Kunst und du – Bitte beschreibe einmal eure Beziehung.
Die Kunst und ich ist in dem Fall falsch formuliert. Die Kunst ist ich, müsste es an dieser Stelle heißen.
Ich male seit ich ein kleines Mädchen bin, und das nicht nur mit Buntstiften. Ich bin früh auf Aquarellmalerei und Ölmalerei gestoßen, habe es mir selbst beigebracht. Mit 14 Jahren hab ich dann meine erste Airbrush-Pistole und Kompressor gekauft, mit 16 Jahren schon das erste Motorrad lackiert. Das Airbrush war lange Zeit mein Begleiter ich habe Autos und Motorräder, Rollstühle, Handys, Wände, Karosserieinterieur und vieles mehr lackiert. Die Ölmalerei ist mein Steckenpferd, kein Medium ist leidenschaftlicher und einnehmender im Prozess.
Wie habt ihr Euch getroffen?
Für mich ist es ein natürlicher Reflex zu malen, genauso wie ich esse, atme, schlafe. Es unterscheidet sich nicht.
Hast du einen Begriff für deine Kunst?
Früher hatte ich den Anspruch realistisch, wenn nicht sogar hyperrealistisch zu malen. Schnell hab ich gemerkt das sich dies nicht verkaufen ließ. Ein hyperrealistisches Bild, mit zig Stunden Arbeitsintensität ist massig teurer als eine gute bearbeitete Fotografie. Das hat mich lange gequält, nicht den Kaufgeschmack der Menschen zu treffen. Heute sehe ich das durchaus entspannter. Ich unterscheide zwischen 08/15 Auftragsarbeiten und „meiner Kunst“.
Woher nimmst du deine Themen und Motive?
Meine Motive sind meist Geschichten, Märchen, Opern, Gedichte, Sagen, Mythen, kulturelle Unterschiede, dargestellt in Porträts von Mensch und Tier. Manchmal deutet der Titel offensichtlicher an, welche Geschichte erzählt wird, dann muss man sich mit dem Bild beschäftigen. Wo ich früher düster und melancholisch gemalt habe, weil die Welt nun einmal ist, wie sie ist und es kein hassenswerteres Wesen gibt als den Menschen, überzeichne ich dies heute eher in warmer Farbigkeit.
Welches sind deine wichtigsten Inspirationsquellen?
Meine wichtigsten Inspirationsquellen sind meine Träume. Anstatt zu schlafen arbeitet mein Gehirn schneller als meine pinselführende Hand, und ich kann kaum erwarten, die Nacht zu beenden und der weißen Leinwand meinen Willen aufzuzwingen. Natürlich beeinflusst mich alles und jeder. Meine Umwelt, Gespräche, Lektüre... Ich lese viel und gern und liebe es gedanklich in die Rollen meiner Protagonisten zu schlüpfen.
Wo malst du und wie hast du dich dort eingerichtet?
Ich male wo ich malen möchte. Ich brauche nicht viel Platz und viel Schnickschnack. Mein Atelier ist natürlich ein großartiger Arbeitsbereich, vor allem für Großformate, zum Trocknen und Lagern. Außerdem gebe ich dort Kurse, das wahrt die Distanz zwischen Privat und Berufsleben. Genauso male ich bei mir im Wohnzimmer. In der Ecke neben dem großen Esstisch habe ich meine Büroecke die ich gern umfunktioniere um neben der Malerei auch meine mütterlichen Pflichten zu erfüllen. Drei Kinder wollen schließlich im Auge behalten werden. Im Sommer siedle ich auf die Terrasse um, mein Garten ist eine meiner Leidenschaften. Hummeln beobachten, die Libellen über den Teich gleiten sehen, die Fische die nach Mücken schnappen, meine Kinder die laut lachend im Pool toben. Mein Utopia. Mein Antrieb. Meine Akkuladestation, wenn man so will.
Was brauchst du außerdem unbedingt, um gut arbeiten zu können?
Beim Arbeiten bevorzuge ich Musik. Dabei lachen viele, wenn sie hören, was ich an Musik spiele wenn ich male. Meist läuft oldschool Rap und Hip Hop. Ich weiß wie das klingt, und wünschte, auch ich könne hier ehrlich hochtrabende friedvolle Klaviersonaten angeben, aber es ist tatsächlich der Beat, der Tonus, der gleiche monotone Rhythmus der mich in eine Art Meditation bringt und meine Pinselführung rhythmisch beeinflusst.
Wie beginnst du ein neues Werk?
Ich arbeite ganz klassisch vom Hintergrund in den Vordergrund. Ich habe das große Glück, freihändig zu malen, ohne Kompositionsraster oder andere Übertragungsmöglichkeiten. Bevor ich beginne, mache ich Musik an, stelle alles, was ich benötige um mich und fülle die Palette mit Farben.
Deine Werke regen die Fantasie an. Sprichst du gern über deine Kunst?
Ich spreche tatsächlich nicht gern über meine Kunst. Ich freue mich über die Likes in den sozialen Netzwerken und die Komplimente, aber tatsächlich kann ich schwer damit umgehen. Vielleicht ist das der exzentrische Künstler in mir. Ich mag Rummel um meine Person überhaupt nicht, er fehlt aber genauso, wenn er ausbleibt. Vernissagen sind mir zuwider, vorn zu stehen, Reden zu halten. Ich verabscheue die Art Kunst, die sich nicht mehr über sich selbst erklärt, sondern wo die Rede, die Prahlerei, die Geschichte, der Skandal oder das Schicksal des Künstlers den Wert der Arbeit ausmachen. Wo die Inszenierung eines Bildes ablenkt vom Werk. Die meisten waren oft überrascht wenn sie begriffen, was ich mache. Klar man lernt sich kennen und sagt, ich male... aber das sagen 99% . Freunde waren meist baff wenn sie begriffen das ich MALE (lacht)
Möchtest du mit deiner Kunst etwas in den Menschen bewegen?
Etwas in den Menschen zu bewegen versuche ich tagtäglich, das hat nichts mit meiner Kunst zu tun sondern das bin ich. Ich setze mich sehr für Werte, Gleichheit, die Umwelt, politische Geschehen, Tierrechte ein. Das sollte die Aufgabe von jedem sein, der Ansporn, diese Welt besser zu machen, jeden Tag ein kleines Stück. Und genau das bringe ich meinen Kindern bei, die mitansehen, dass auch unsere Generation versagt hat und zukünftig neue Wege finden müssen.
Was machst du, wenn du nicht malst?
Wenn ich nicht male bin ich Mutter, Ehefrau, Hausfrau und Arbeitnehmer, ganz profan.