Wie hast du die Kunst für dich entdeckt?
Bilder zu malen, etwas auf Papier oder Leinwand festzuhalten begleitet mich schon von Kindesbeinen an. Während der Schulzeit war der Kunstunterricht ein Highlight und hat mich neugierig auf mehr gemacht. Die Kunstgeschichte, die einzelnen Epochen - allem voran die klassische Moderne, die informelle Kunst und der abstrakte Expressionismus faszinierten mich schon damals. Nach einer kaufmännischen Ausbildung und einigen Jahren im Arbeitsleben habe ich mich dazu entschlossen, nebenberuflich Kunst zu studieren.
Wie hat sich deine Malerei entwickelt?
Während meines 4-jährigen Studiums habe ich viele Maltechniken wie klassische Zeichnung, realistische Aquarell- und Ölmalerei, Drucktechniken kennengelernt. Die freie Malerei im letzten Quartal eines jeden Jahres war für mich die Möglichkeit, aus mir herauszugehen und abstrakt zu arbeiten. Das war die Initialzündung für meinen heutige Malstil und meine abstrakte Formensprache. Nach dem Studium habe ich durch verschiedenen Workshops weitere Maltechniken kennengelernt und diese in meine Arbeitsweise integriert. Die ständige Weiterbildung und -entwicklung ist ein wesentlicher Bestandteil meiner künstlerischen Arbeit.
Du malst abstrakte Landschaften und Eindrücke aus der Natur. Wie entstehen deine Werke?
Meine Arbeiten sind in vielen Schichten aufgebaut. Es handelt sich um eine Mischtechnik: Die Basis ist bildet eine Bildidee, die ich in einer grobe Skizze festhalte. Darüber folgen Collageelemente und mehrere Schichten Acrylfarbe.
Wie und wo sammelst du deine Eindrücke, die du auf die Leinwand bringst?
Ich bin gerne in der Natur unterwegs - Spaziergänge am Rhein, Wanderungen in den Weinbergen, Wiesen und Feldern, Urlaube am Meer oder in den Bergen inspirieren mich. Ich bin fasziniert von der unendlichen Vielfalt der Natur - die Farben, Formen, Veränderungen durch die Jahreszeitenwechsel. Diese Vielfalt nehme ich mit offenem Blick auf, manchmal mache ich Fotos von besonders beeindruckenden Stellen. Auch wenn ich von der mich umgebenden Natur inspiriert bin, stellen meine Werke keine konkreten, keine verortbaren Landschaften dar. Es sind semi-abstrakte Landschaften, Gefühls- oder Fantasielandschaften - die dem Betrachter Raum für eigene Inspirationen lassen.
Auch deine Formensprache ist bemerkenswert. Es gibt geschwungene Bögen, flusslaufartige Malereien, auch sternartige Formen. So scheinen die Bilder zumeist einen Ausschnitt einer größeren Szene zu zeigen, die im Unsichtbaren bleibt. Magst du uns erzählen, wie diese Formen entstehen?
Wenn ich vor einer leeren, weißen Leinwand stehe habe ich kein festes Konzept im Kopf, es ist eher eine grobe Idee, eine Farbkombinationen oder Formen aus der Natur. Durch eine grobe Skizze mit Kohle oder Tusche bringe ich diese intuitiv, gestisch und dynamisch auf die Leinwand. Einige Elemente dieser ersten Skizze sind in den fertigen Werken noch zu erkennen oder im Hintergrund zu erahnen - wie z.B. in meinem Werk „Stille Momente“. Ich bilde keine bestimmte Landschaft ab sondern vielmehr die Gefühle, Erfahrungen und Erlebnisse, die ich mit einem Motiv verbinde. Dadurch entsteht der Eindruck, es handele sich um Ausschnitte einer größeren Szene, eines Panoramas. Um dies zu betonen verwende ich gerne Querformate, arbeite in Serien oder erstelle mehrteilige Bildern (Diptychon oder Triptychon).
Wie entstehen die Bilder denn technisch?
Bei meinen Arbeiten starte ich mit einer groben, schnellen und intuitiven Skizze mit Kohle oder Tusche auf der weißen, grundierten Leinwand. Je nach Bildidee variieren die nachfolgenden Schritte: bei Wasser, Fluss-, See- oder Meeresbildern verwenden ich gerne Schüttungen aus Steinmehl oder dünnflüssiger Acrylfarbe. Die dadurch entstehenden Spuren, Strukturen, Farbverläufe bilden die Grundlage für weitere Farbschichten. Schön ist dies bei meinen Arbeiten „Am Wasserfall“ oder „Am Wasserlauf“ zu erkennen. Bei Landschaften folgen auf die Skizze Collageelemente aus verschiedenen Papierarten (bedruckt, farbig, dünn oder dick). Zu sehen ist dies z.B. bei dem Werk „Der Frühling ist da - der Winter ist vorbei“. Die nächsten Schichten folgen mit Acrylfarbe - sehr gerne verwende ich hier hochpigmentierte flüssige Acrylfarbe, die ich punktuell auf die Leinwand auftrage und weiter verdünne, so dass teilweise Effekte entstehen, die an Nass-in-Nass-Technik des Aquarells erinnern. Oft kommen weitere Materialien zum Einsatz wie z.b. gemahlene Nussschalen, Bitumen, Lacke, Sprühfarben oder pure Pigmente. Nach dem Trocknen einer Schicht überlege ich, welche Stellen bleiben stehen, werden erhalten oder mit weiteren Schichten überarbeitet. So entsteht ein Werk mit Tiefe, Spannung und Harmonie. Als Abschluss setze ich Spuren mit Pastell, Graphit oder Kohle und signiere das Werk.
Wo hast du dich zum Malen eingerichtet und wie sieht es dort aus?
Ich habe bei mir Zuhause einen großen Atelierraum in dem ich mich frei entfalten kann. Zuhause zu arbeiten bietet für mich den Vorteil, dass ich jederzeit sehen kann, wie der Trocknungsprozess voran schreitet oder wie sich Bilder über Nacht verändert haben. Ausgestattet ist mein Atelier mit Regalen an den Wänden und einem großen Schrank für Materialien, Farbflaschen, Spraydosen, Pinsel etc. Ein großer Arbeitstisch und mehrere Holzklappblöcke ermöglichen mir das Arbeiten an Papierarbeiten sowie an klein-, mittel-und großformatigen Leinwänden. Sehr oft arbeite ich an mehreren Werken gleichzeitig, habe unfertige Bilder an den Seiten stehen. Wenn ich an einem Bild nicht weiterkomme, drehe ich dieses mit der bemalten Fläche zur Wand und lasse es stehen. Nach einiger Zeit und mit frischem Blick auf das Werk, folgen die nächsten Schichten und ich kann das Bild fertigstellen. An den Wänden habe ich einige meiner fertigen Werke hängen. Sie dienen als Inspiration und Ansporn für neue Werke.
Was brauchst du unbedingt, um gut arbeiten zu können?
Als wichtigsten Punkt möchte ich hier meine Stimmung nennen… nur wenn ich in der richtigen Stimmung bin bzw. die Muse habe, kann ich gut arbeiten. Ist dies nicht der Fall, widme ich mich lieber dem Vorbereiten neuer Leinwände oder dem Aufräumen des Ateliers. Weiterhin gehört für mich ausreichend Zeit, gute Lichtverhältnisse und ansprechende Musik dazu.
Wann ist ein Bild fertig?
Eine gute Frage. Manchmal weiß ich mit dem letzten Pinselstrich oder dem Setzen der letzten Spur „… und fertig, nur noch signieren“. Manchmal hänge ich Werke im Atelier auf und beobachte sie bei verschiedenen Lichteinstrahlungen, beim Vorbeigehen aus dem Augenwinkel. Irgendwann weiß man, was noch fehlt oder ob es so schon fertig ist.
Wie schwer fällt es dir, fertige Bilder gehen zu lassen?
Nein, das fällt mir nicht schwer. Ich liebe jedes meiner Werke. In jedem einzelnen steckt ein Teil von mir. Ich freue mich, wenn meine Werke gesehen, sie genau betrachtet werden. Wenn ich Menschen mit meinen Arbeiten ansprechen kann und sie dann mit dem Werk leben wollen, es in ihre Wohn- oder Geschäftsräume hängen möchten, freue ich mich sehr.
Tauscht du dich gern mit den Betrachtern deiner Werke aus?
Ja, ich freue mich über den Austausch mit Betrachtern. In der Mainzer Altstadt betreibe ich seit 2011 einen Showroom „galerie mainz“, in dem ich meine Werke präsentiere. Hier bin ich im direkten Kontakt und genieße das Gespräch mit kunstinteressierten Besuchern.
Welche Reaktion auf deine Kunst freut dich besonders?
Meine Leidenschaft ist Bilder zu malen, die eine angenehme Atmosphäre, Harmonie und etwas Positives ausstrahlen. Eine ausdrucksstarke Gesamtkomposition, die dem Betrachter Raum für eigene Interpretationen lässt und in der er immer wieder Neues entdecken kann. Daher freue ich mich sehr, wenn meine Werke Betrachter ansprechen, sie darin versinken und sich wohlfühlen.