Wie dürfen wir dich nennen?
Mein Künstlername ist Ben Malt.
Wie bist du darauf gekommen?
Ich hab mir irgendwann überlegt, dass ich einen Künstlernamen brauche, das kam allerdings recht spät. Ich hab zuerst einfach nur die Bilder gemalt, und die spielen ja schon damit, dass jemand etwas tut, wie z.B. „Hauke hat sein Taxigeld versoffen“. So kam ich auf „Ben malt“. Das hat ja auch Witz in sich. (schmunzelt)
Und seit wann bist du „Ben Malt“?
Eigentlich seitdem ich vor zweieinhalb Jahren meine erste Ausstellung hatte, da war das mit einem Künstlernamen unumgänglich. So hat es sich ergeben.
Deine Arbeiten bewegen sich in den Bereichen Fotografie, Illustration und Malerei. Was macht dir am meisten Spaß?
Ich war schon immer kreativ. Zuerst hab ich eine Lehre zum Schlosser gemacht – mit Schweißen und allem Drum und Dran. Danach kam der Siebdruck und ich hab T-Shirts gemacht. Die Siebdruckmaschinen hab ich mir auch selbst gebaut. Dann hab ich angefangen, Brand Management zu studieren, bin der Kunst aber immer treu geblieben. Es muss gar nicht unbedingt das Malen sein. Malen ist zwar schön, weil man was Vorzeigbares hat, es kann aber auch genauso gut Musik sein oder andere Dinge. Ich liebe es einfach, kreativ zu sein!
Du machst auch Musik?
Ja, aber nicht so aktiv. Denn wenn man auch noch Skateboard fährt, eine Freundin hat und einen Job, dann muss man sich irgendwann entscheiden. Das kostet ja alles Zeit. (lacht) Beim Malen ist das Tolle, dass man langfristig etwas schafft, das anderen Menschen Freude bereitet. Ich bin ein sehr visueller Mensch und man kann in der Malerei so viel mit Farben ausdrücken, und was noch mit reinspielt, ist das Handwerkliche. Wenn man sich den Rahmen selber baut, das finde ich toll.
Entspringen deine Motive, diese Helden des Alltags, alle deiner Fantasie oder gibt es den tätowierten Arne z.B. wirklich?
Die Vorlage bin eigentlich immer ich selbst. Es sind Dinge, die ich erlebt habe, oder Menschen, die ich kenne. Es sind alles Bilder, die ich im Kopf habe. Für mich ist es schwer, diese Bilder direkt zu malen, ich hab dann diese Pose im Kopf, stelle die nach und lasse meinen Mitbewohner oder meine Freundin dann ein Foto davon machen. Ich brauche die Kontur, dann kann ich es von dem Foto ausgehend malen. Deshalb habe ich bisher auch nur Männer gemalt, da ich ja quasi die Vorlage bin (lacht).
Wie kommst du auf die Motiv-Ideen?
Es hat ganz unterschiedliche Anfänge. Zum Beispiel war ich auf einer Ausstellung und da war ein Bild auf einen Riesen-Rahmen gespannt, der 10 cm von der Wand weg war, das fand ich cool, so was wollte ich auch machen. Dann habe ich erst mal einen Rahmen gebaut. Dann hatte ich diesen Riesen-Rahmen und hab überlegt, was ich damit mache. Von meiner Freundin kannte ich ein Bild in einem Riesen-Kreis, der hat mich irgendwie beeindruckt, und dann hab ich erst mal einen schwarzen Kreis gemalt. In einem Skate-Shop hab ich dann 'ne Jacke gesehen und dachte: Hey, das Grün ist geil! Irgendwas wollte ich dann mit diesem Grün machen. Dann entwickelt sich so nach und nach das Bild. Du malst etwas und denkst, ne, das ist jetzt irgendwie zu langweilig, jetzt muss es noch Spaß machen. Dann überleg ich, wie kann ich mit dem Titel den Betrachter zum Schmunzeln bringen? Bei einigen Bildern ist es auch ganz simpel, manchmal hab ich auch einfach nur Bock auf Schwarz und Gelb und lasse mich von der Farbkombi inspirieren.
Wie lange brauchst du für ein Bild?
Wenn ich am Stück arbeite, dann so 2,5 Tage. Aber in der Regel ungefähr zwei Wochen, da ich meist nur abends male oder am Wochenende.
Wie würdest du deinen Stil beschreiben?
Mein Stil ist sehr eigen. Ich gucke mir gerne Kunstausstellungen an, aber ich orientiere mich an niemandem. Ich bin einfach frei und das macht mir am meisten Spaß. Ich muss nichts erfüllen, mir ist es nur wichtig, dass der Betrachter lacht, wenn er sich mein Bild ansieht. Die Leute sollen schmunzeln. Kunst ist ja oft abstrakt. Da ich Menschen in Alltagssituationen male, habe ich das Gefühl, dass ich eine einfachere Verbindung zur Kunst schaffe.
Hast du eine Lieblingstechnik?
Ich finde Spachteln ganz gut.
Warum?
Weil du diese Struktur, diesen Farbaufbau hast. Der einzige Nachteil beim Spachteln ist das warten, bis die Farbe getrocknet ist. Meistens habe ich aber Lust direkt weiter zu malen. Aber so ist das eben. Alles braucht seine Zeit.
Du arbeitest oft mit starken Farben. Hast du eine Lieblingsfarbe?
Ich hab bestimmte Farben, die ich gerne mag, das ist ein dunkles Grün, ich mag Braun ganz gerne, Blau. Die Farben, die ich auch anziehe. Gern setze ich knallige Farben als Akzente in meine Bilder.
Was machst du, wenn du nicht malst?
Eigentlich bin ich Freelancer und arbeite als Stratege und digitaler Konzepter für unterschiedliche Werbeagenturen, das ist eine ganz gute Mischung, da ich damit mein Geld verdiene und gleichzeitig kreativ arbeiten kann. Dadurch, dass ich frei arbeite, bleibt genug Zeit zum Malen.
Welches sind deine Pläne oder Wünsche?
Ich würde gerne mal in der Affenfaust ausstellen. Das ist meine Lieblingsgalerie in Hamburg. Und ich würde gerne mehr mit Nachdrucken machen, mir geht es in meinen Bildern ja darum, den Leuten ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, und wenn man zu dem Original auch noch Drucke hat, können mehr Menschen darüber schmunzeln. Die Leute, die meine Kunst kaufen, sind eher nicht so die Kunstsammler, sondern ganz normale Menschen, die sich mit meinen Bildern identifizieren. Die kaufen dann auch eher einen Druck.
Was war eine besonders schöne Reaktion auf deine Kunst? Fällt dir eine ein?
Ja, ich habe kurz vor Weihnachten auf der Holy Shit ausgestellt und da sind viele Leute vorbeigelaufen, und da war eine Frau, die sehr griesgrämig und böse geguckt hat. Als sie den Titel „Hauke (28) hat sein Taxigeld versoffen“ gelesen hat, musste sie einfach lachen. Ich hab sie aus der Reserve gelockt. Das fand ich cool. (lacht)
Liegt die Kunst bei dir in der Familie?
Nein, das ist was ganz eigenes.
Wie hat deine Familie reagiert auf deine Malerei?
Meine Eltern sind liberal, sie meinen, jeder muss das machen, was ihm Spaß macht. Sie haben sich nicht eingemischt und kommen zu jeder Ausstellung. Ich habe durch Bekannte erfahren, dass meine Mutter schon gerne und stolz ihren Freundinnen erzählt, wenn Sie von einer meiner Ausstellung gekommen ist.
Also hängt deine Kunst auch bei ihnen im Wohnzimmer?
Noch nicht. Meine Mutter beschwert sich schon immer, da sie unbedingt eins haben will. Aber ich hab bisher immer sehr gut verkauft, deswegen hatte ich nie eins über. (lacht) Sie bekommt aber noch ein Bild.
Versprochen?
Ja, versprochen! (grinst)