Die Kunst und du – wie habt ihr Euch getroffen?
Als Kleinkind liebte ich es seltsamerweise immer „Ameisi“ zu zeichnen. In späteren Jahren prägten mich hervorragende, engagierte Kunstpädagogen an meinem Rosenheimer Gymnasium (Abitur in Kunst), sowie der Malunterricht bei meiner engelhaften Freundin, einer naiven Ölmalerin, für das ganze Leben: Die Chagall-artigen, phantastischen Malereien der Freundin, Blumen, Bäume, schwebende Menschen voller Glück; der Duft der harzigen Ölfarbe, die gemütliche Atmosphäre ihres Wohnateliers, das prasselnde Feuer im Ofen, Müslikekse, das war Heimat, das war himmlisch!
Wie hat sich deine Malerei entwickelt?
Nach der naiven Ölmalerei hatte ich erst einmal eine lange Auszeit. Danach bekam ich langsam wieder Lust, mich künstlerisch auszuprobieren und startete vor einigen Jahren durch: Kunststudium, Workshops verschiedenster Kunstrichtungen, eigene Ausstellungen, Experimentieren mit Materialien, Silberschmiede-, Licht-, Glaskunst, Keramik, Aktmalerei, Kalligraphie... Ich gestalte auch Postkarten, T-Shirts, Tassen, Geschenkbücher, Minibilder zum Verschenken, etc.
Wie nennst du deinen Stil?
Eine Stilmischung: Zum einen vegetabiler Stil, aber ich male auch abstrakt. Alles entspringt meiner Fantasie. Ich male farbenreich, vielschichtig, sehr detailliert. Ich liebe Strukturen, Glimmer- und Glitzereffekte. Im Moment habe ich den Schwerpunkt auf die Farbe „Blau“ gesetzt, metaphysisch und geheimnisvoll.
Welche Themen spielen eine große Rolle in deiner Kunst?
Natur, Landschaften, Tiere, Pflanzen und seelische, abstrakte Stimmungsbilder.
Mit welchen Werkzeugen und Materialien arbeitest du besonders gerne und warum?
Mit von mir selbst hergestellte Farben aus hochwertigen Pigmenten. Sie haben eine schöne Leuchtkraft. Ebenso liebe ich Acryltuschen (AeroColor). Meist male ich mit Pinseln und Spachteln. Ich verwende oft auch Naturprodukte in meinen Bildern – Marmormehl, Sand, Harz, Schellack, Kreide, Sägespäne, Asche, Ruß, Holz, Rinde, Moos, Eisen, Patina, etc.
Sind deine Nordlicht-Bilder in nordischen Ländern entstanden?
Nein, aber ich reise oft in nordische Länder, wie zum Beispiel Island. Die isländische Landschaft hat viel zu bieten, eine unglaubliche Ursprünglichkeit, aber auch ganz meditative Orte, wo man zur Ruhe kommen kann. Es faszinieren mich ganz besonders die unglaublichen Lichtstimmungen der Mitternachtssonne, geheimnisvoll schimmernde Nordlichter, leuchtende Lavafelder, blaue Gletscher, pulsierende Geysire, heiße Quellen, rauschende Wasserfälle, felsige Meeresbuchten und explosive Vulkane. Spannend ist für mich die Farbe des Gesteins, der vulkanischen Schlacken, die extremen Naturgewalten. Überall brodelt, dampft und zischt es. Meine intensiven Reiseeindrücke verarbeite ich zuhause in meinen Bildern. Dazu verwende ich z.B. isländische Pigmente, Asche, Eisenschüttungen, Kreide, etc. um plastische Landschaftsstrukturen zu schaffen.
Wo arbeitest du üblicherweise und wie hast du dich dort eingerichtet?
Ich arbeite in meinem Wohnatelier, im Keller, sowie im Arbeitsraum.
Was brauchst du noch, um gut arbeiten zu können?
Besonders der Gedankenaustausch mit anderen Künstlern, Ausstellungsbesuchern, Galeristen, Freunden, Lehrern etc. ist anregend. Bilder anderer Künstler auf Ausstellungen, Fundstücke, alte Briefe, alles inspiriert mich. Etwas Zeit und Ruhe am Abend, und ein gutes Licht.
Was macht die Kunst mit dir?
Mein Motto lautet „Wer malen darf, ist glücklich“. Malen ist für mich entspannend und erholsam. Ich bin oft stundenlang mit meinen Kunstwerken beschäftigt, völlig in meiner eigenen Welt versunken. Aber es bedeutet oft auch harte Arbeit, Kämpfen und Ringen um ein gutes Ergebnis.
Möchtest du mit deiner Kunst etwas in den Menschen bewirken?
Mein Anliegen ist die Schönheit der Natur und die Einzigartigkeit der Schöpfung zum Ausdruck zu bringen. Ebenso setze ich mich kritisch mit der Naturzerstörung und Naturkatastrophen auseinander, wie z.B. mit meiner Bilderreihe „Klimawandel“, die schmelzende Eisberge zeigt. Darüber sollte ein jeder nachdenken! Manchmal sind meine Bilder auch „Seelenbilder“ und zeigen meine Stimmungen auf.
Sprichst du gern mit anderen Menschen über deine Werke?
Ja, sehr gerne. Es ist für mich erstaunlich, dass manche Betrachter meiner Bilder ganz etwas anderes, oder etwas ganz Neues in meinen Bildern entdecken. Daraus entwickeln sich häufig lange und informative Gespräche.
Über welches Feedback freust du dich?
Wenn den Kunstliebhabern meine Farbenwelt gefällt, wenn sie sich freuen, sich angesprochen und bewegt fühlen. Dann weiß ich, dass all die Mühen, die ich in meine künstlerische Entwicklung investiert habe, nicht vergeblich waren. Der Betrachter sieht nur das Ergebnis, aber nicht den harten Weg dorthin. Ich freue mich auch über die Anerkennung, die mir zuteil wird.
Was macht dir am meisten Freude an der Kunst?
Etwas Schönes mit eigenen Händen erschaffen zu können. Und der Überraschungseffekt – man weiß am Anfang nicht so genau, was am Ende herauskommen wird. Manchmal staune ich über mich selbst: „Was, das habe ich gemalt?“
Und was nervt manchmal?
Es nervt mich, ja es ärgert mich gewaltig, wenn Leute meine Bilder aus der Ausstellung stehlen. Das ist traurig, oder? Manchmal nervt es mich auch, wenn ich bei einem Bild nicht weiterkomme. Bei der Malerei braucht man eben viel Geduld, manchmal auch Jahre, um ein richtig gutes Bild fertig zu stellen.
Was machst du, wenn du keine Kunst machst?
Geld verdienen in der Firma, in der ich arbeite. Mit meinem Lebensgefährten – er ist meine „Muse“ – zusammen wandern, schwimmen, reisen und den Garten pflegen. Museen besichtigen.