Wann bist du der Kunst zuerst begegnet?
Erstens mit der Geburt, als im Krankenhaus kein Personal zur Stelle war. Zweitens in der Grundschule, als ich Lehm aus einer Ziegelei mitbrachte und daraus ein fast perfektes Pferd formte. Drittens im Gymnasium, als der Kunstunterricht das einzig sinnvolle Tun war. Viertens im Studium, als ich zum ersten Mal „Zeig mir Deine Wunde“ von Joseph Beuys in München sah.
Wann hast du die Fotografie für dich entdeckt?
1970, als ich die U-Bahn-Baustellen zur Olympiade fotografierte.
Du nennst dich Freifrank. Was hat es mit dem Künstlernamen auf sich?
Als Frank Fischer mache ich Design, also Auftragskunst, als Freifrank bin ich der immer suchende Künstler, der seine Themen frei aus sich heraus entwickelt.
Was macht deine Kunst besonders?
Vielleicht meine Sichtweise. Sehen war für mich immer ein aktiver, individueller Vor-gang, den ich durch intensives Studium der Wahrnehmungspsychologie und über 35 Jahren Gestaltungspraxis entwickelt habe.
Gibt es etwas, das du durch Kunst in den Menschen bewegen willst?
Ja, das eigene Sehen zu entwickeln, um alles mit Bewusstheit wahrzunehmen und sich vor Manipulation von außen zu schützen.
Wie reagieren die Menschen auf deine Kunst?
Irritiert, interessiert, fasziniert.
Was brauchst du, um gut an deiner Kunst zu arbeiten?
Meditation, Raum, Umgebung und Zeit. Mit meinem Atelier in Weilheim habe ich mir 2014 die Möglichkeiten geschaffen für schöne Begegnungen mit der Natur und eine optimale Kreativ-Atmosphäre.
Wie findest du die Orte, die du fotografierst?
Sie finden mich. Wenn ich in der Natur unterwegs bin, kommen die besten Motive erst dann, wenn ich den Gedanken an das Motiv losgelassen habe.
Dein Bild „Felsengold“ sieht aus wie ein Gemälde. Bitte erzähl mal, wie es entstanden ist.
Es entstand, als ich einmal in Thailand war. Ein kleiner unscheinbarer Wasserfall im Wald faszinierte mich durch sein schönes Plätschern. Ein einziger Sonnenstrahl der tief stehenden Abendsonne erleuchtete diese Szene auf schwarzem Fels. Es war eine der Aufnahmen, wo ich mich beim Fotografieren in einem tiefentspannten Zustand befand.
Welches sind die drei Dinge, die dich am stärksten antreiben, kreativ zu sein?
Kreativität ist für mich eine Ursubstanz, die immer da ist. Um kreativ zu sein, muss ich in erster Linie dafür sorgen, dass ich nicht abgelenkt bin von den vielfältigen „Umgebungsgeräuschen" unserer Zeit.
Welche Gegend würdest du gern einmal mit der Kamera besuchen?
Keine bestimmte, es geht mir immer um die Gegend, die mir gerade begegnet.
Was macht dir am meisten Freude am Fotografieren?
Der Moment beim Fotografieren, wenn ich zutiefst verbunden bin mit meinem Motiv. Und dann der Moment, wenn ein Ausstellungsbesucher vor dem Werk steht und ähnlich empfindet.
Und was nervt dich manchmal?
Dass sich Menschen keine Zeit nehmen, um zu sehen, zu empfinden, zu reflektieren.
Bitte verrate uns einen künstlerischen Traum, dessen Erfüllung du dir wünschst.
Ich träume von einem Ausstellungsprojekt, wo einzelne Räume in bestimmte Wahr-nehmungszustände führen, die der Besucher durchläuft.
Was machst du, wenn du keine Kunst machst?
Natur ohne Kamera erleben; bauen, handwerken, meditieren, lieben, sein.