Ramona, was genau verstehst du unter Kunst?
Für mich ist sie eine Möglichkeit, mich selbst auszudrücken und meine innere Wahrnehmung sichtbar zu machen.
Wann und wo hast du die Kunst kennengelernt?
In der Zeit zwischen Schule und Ausbildung habe ich einen Malkurs für Anfänger besucht. Zwei Wochen lang habe ich dabei geübt, wie man Keilrahmen baut, Leinwände aufzieht und Ölfarben anrührt – eine ziemlich langwierige Prozedur für einen ungeduldigen Typ Mensch wie mich (lacht). Und im Nachbarkurs wurde Akt gezeichnet und in mir gab es immer wieder den Gedanken ‚wenn ich das nur auch könnte‘…
Und was ist dann passiert?
Im Folgejahr dann habe ich mich schließlich zum Aktzeichenkurs angemeldet und das war der Anstoß für mich, in den nächsten zehn Jahren in allen möglichen Institutionen Aktzeichenkurse zu belegen. Nach dieser Zeit war mir klar, dass Kunst für mich ein zentraler Punkt in meinem Leben ist und so habe ich eine Mappe für die Universität zusammengestellt, mich beworben und schließlich mein Diplom im Bereich Malerei an der Hochschule der Bildenden Künste in Saarbrücken gemacht.
Über die Zeit entwickelt jeder Künstler einen ganz eigenen Stil – wie würdest du deinen beschreiben?
Intuitiv, eine Mischung aus informeller Kunst und Pop-Art, farbintensiv, raumgreifend und auf jeden Fall lebendig.
Wovon lebt deine Kunst, was inspiriert dich?
Mich inspiriert die Farbe selbst, ihre Eigenschaften. Beispielsweise wie pastös, fließend, transparent oder opak sie sein kann. Es ist, als hätte ich da regelrecht eigene Persönlichkeiten vor mir, als wären sie Menschen. Manche Nuancen unterstützen sich gegenseitig, andere ergänzen sich. Meine Arbeiten baue ich so auf, dass der Entstehungsprozess immer gut ablesbar ist und jedes Bild seine eigene Geschichte erzählt. Ich erkenne Parallelen zum Menschen. Man könnte also sagen: Mich inspirieren Menschen und Farben gleichermaßen.
Deine Bilder bei ARTvergnuegen tragen alle die Provence im Titel. Ist die gesamte Serie in Frankreich entstanden?
Ja, genau. Ich male dort etwa ein- bis zweimal im Jahr. Ein Freund von mir wohnt am Fuße des Lubéron und stellt mir netterweise immer ein Atelier zur Verfügung (Vielen Dank dafür, Urs!). Es ist mittlerweile wie ein zweites Zuhause für mich.
Wie genau kann man sich dieses Atelier vorstellen, das dich so produktiv werden lässt?
Es befindet sich in der Nähe von Manosque – in der Haute-Provence bin ich regelmäßig zum Malen. Mein Atelier ist zu zwei Seiten geöffnet, sodass ich den ganzen Tag Sonne und das wunderbare, provenzalische Licht zur Verfügung habe. Hier arbeite ich ausschließlich an Großformaten – einfach auch aus dem Grund, dass ich dort sehr viel Platz habe und so in der Lage bin, an drei bis vier Arbeiten gleichzeitig malen zu können. Direkt vor der Tür wachsen Kräuter, wie Thymian, Rosmarin und Bergminze sowie große Kiefern, sodass ich bereits morgens diesen natürlichen Duft in der Nase habe, der mich beim Malen begleitet.
Was verbindet die Bilder der Serie?
Sie alle sind in einer intensiven Mal-Phase entstanden, in der ist darum ging, Muster zu entdecken, sie zu Papier zu bringen, zu überlagern und Neues auszuprobieren. Auf dieser Entdeckungsreise habe ich circa ein bis drei Wochen am Stück und in Serie gearbeitet – dadurch lassen sich einige Elemente des einen Kunstwerks auch in einem anderen wiederfinden und umgekehrt.
Was brauchst du, um an deiner Kunst gut zu arbeiten?
Sonne oder gutes Licht, Kaffee und Zeit.
Wenn du nicht gerade in Frankreich bist – wo genau malst du?
Sonst arbeite ich in meinem Atelier in Neustadt, das seit diesem Jahr in unserem Mandelblütenhof integriert ist. So dauert es nur eine Minute von der Wohnung zur Arbeit und das genieße ich sehr. Zuvor waren es knapp fünf Kilometer bis zum Atelier und aufgrund der Fahrtzeit ist es nicht selten vorgekommen, dass ich Bildideen wieder verworfen habe – eben weil die Fahrzeit zu lang war, um kurzfristig hinzufahren.
Wann entscheidest du, dass ein Bild fertig ist?
Wenn sich das Gefühl des Gleichgewichtes in mir beim Betrachten breit macht.
Gibt es etwas, das du durch Kunst in den Menschen bewegen möchtest?
Definitiv, gerne inspiriere ich so viele Menschen wie möglich dazu, selbst zu malen und sich dabei besser kennenzulernen. Denn es ist eine schöne Art sich zu treffen und deshalb gebe ich im Atelier auch Malkurse für Erwachsene und für Kinder, um Raum dafür zu geben sich selbst und die Farbe auf seine persönliche Art zu entdecken.
Sprichst du gern mit anderen über deine Werke?
Sagen wir es mal so: Ich zeige lieber meine Arbeiten, als dass ich über sie rede.
Erinnere dich bitte an einen besonders schönen Moment mit deiner Kunst.
Das war meine Abschlusspräsentation zum Diplom in der Stadtgalerie in Saarbrücken. Der Raum war wunderbar lichtdurchflutet und weiß – sogar der Boden war weiß und so sind die Bilder als Gesamtwerk von jedem Blickwinkel aus wahrnehmbar gewesen. Und auch der Umzug vom Gemeinschaftsatelier ins private Atelier war ganz besonders für mich.
Wie sieht der ideale Ort für deine Kunst aus?
Um die Kunst zu präsentieren? Das sind im besten Fall Räume, an denen Menschen zusammen kommen. Wo Lebensfreude und das etwas andere Handeln wichtig sind. Es müssen Räume der Inspiration und Schaffenskraft sein.
Was machst du, wenn du nicht malst?
Normalerweise kümmere ich mich um das ganze Backoffice meines Atelierbetriebes. Dazu bin ich auch noch als Online Dozentin bei geistreich-lernen.de und als Dozentin für Zeichnung und Malerei bei der Biosphären VHS in St. Ingbert in der die Sommerakademie tätig. Und ich bin auch immer mal wieder als Dozentin in Kunstvereinen unterwegs. Außerdem bin ich ausgebildete NLP-Master-Practitionerin und arbeite bei der Pfalz NLP Academy als Teamleiterin in den Ausbildungskursen zu Kommunikation und systemischer Arbeit mit. Somit sammele ich über das ganze Jahr hindurch viele Inspirationen. Eben dadurch, dass ich immer wieder neue Menschen kennen lernen und auf ihrem persönlichen Weg begleiten darf.