Was wolltest du als Kind werden, wenn du groß bist?
Astronaut, ist aber glaube ich nicht so toll, wie ich es mir immer vorgestellt habe.
Wann bist du der Kunst zuerst begegnet?
Gezeichnet und gemalt habe ich schon als kleiner Junge, ein tieferes Interesse habe ich durchs Skateboardfahren entwickelt. Die Board-Grafiken der alten Skateboards von Jim Phillips und die alten Surf- und Rockposter von Rick Griffin haben mich so richtig mitgenommen, als ich sie das erste Mal sah. Ich mochte schon immer kleinteilige Wimmelbilder, auf denen man viel entdecken kann.
Was macht deine Kunst besonders ?
Die Detailtiefe, dass man das Motiv meistens auf den ersten Blick in seiner Struktur erkennen kann, aber immer wieder etwas entdeckt, wenn man genauer hinguckt. Ich verstecke auch gerne Sachen in den Bildern, und wenn ich sie mir dann mal wieder angucke, muss ich selber suchen ...
Wo hast du so gut zeichnen gelernt?
Als ich in der Schule nicht aufgepasst habe.
Bitte beschreibe deinen Stil in wenigen Worten.
Schwarz-weiß, filigran, detailliert.
Viele deiner Zeichnungen sind Stadt- und Architekturansichten. Hast du die Liebe zum Thema während deines Studiums entwickelt oder schon früher?
Jein, ich habe aus Liebe zu dem Thema Architektur studiert, aber während des Studiums gemerkt, dass der Job nicht das ist, was ich von ihm erwartet habe. Zu viel Drumherum, zu viel Vorgaben, zu viel Menschen, die reinreden usw. Also habe ich den Weg der Darstellung eingeschlagen und bin ganz glücklich damit.
Deine Wahlheimat Berlin steht im Zentrum deiner Arbeiten. Was fasziniert dich an der Stadt?
Die Geschichte, die sie erzählt. Jede Stadt hat ihr Gesicht, aber Berlin ist so viel vielschichtiger als alle Städte, die ich bisher gesehen habe. Jede Epoche hat ihre Narben und ihre Glanzstücke hinterlassen, aber kein Konzept hat sich voll durchgesetzt oder das andere verdrängt. Die Stadt ist architektonisch so vielseitig, dass ich mir nicht so vorkomme, als würde ich mich immer wiederholen. Manche Themen, die mich interessieren, wie z.B. Brandwände, eignen sich für Serien und Wiederholungen, manche wie der Teufelsberg oder der Flughafen Tempelhof sprechen mit ihrer Geschichte für sich selber … Ich habe da noch einige Orte auf meiner Liste. Ich finde es spannend, wenn ich mich mit jemandem über einen dieser Orte austauschen kann und merke, dass der Ort auch für jeden eine eigene Geschichte hat und der Ort dann ganz anders interpretiert wird.
Hast du eine Agenda, eine Zielsetzung, die du mit deinen Arbeiten verfolgst?
Nicht direkt. Ich zeichne schon, seitdem ich ein kleiner Junge bin. Es entwickelt sich eigentlich immer und das ist auch gut so. Mir macht die Darstellung von Dreidimensionalem auf Papier großen Spaß, sei es in Mustern oder in der Darstellung von Architektur. Eine Agenda würde ich daraus aber nicht direkt ableiten, ich probiere auch gerne Neues aus. Im Moment experimentiere ich ein bisschen mit Materialien und Collage-Elementen herum, aber auch Animation ist grade ein großes Thema bei mir.
An welchem Ort arbeitest du?
Zu Hause, ich habe mir hier zwei Zimmer eingerichtet. Da ich viel in der Nacht arbeite, bietet es sich an, man bekommt zwar nicht so gut Abstand zur Arbeit, aber der Weg ins Bett ist kürzer.
Welche Umgebung, welche Stimmung brauchst du, um gut zeichnen zu können?
Am besten mein gewohntes Umfeld. Ich komme hier am besten zur Ruhe. Ich habe mich natürlich schon oft draußen hingesetzt, um Skizzen oder so zu machen, aber da meine Arbeiten meist recht detailliert und zeitaufwendig sind, fehlt mir die Ruhe, mich über mehrere Stunden irgendwo vor ein Motiv zu setzen, dabei kommen eher schnelle Scribbles raus.
Arbeitest du mit Fotos oder Skizzen?
Meistens arbeite ich auf der Grundlage von Fotos, danach fange ich an, mir ein paar Skizzen zum Aufbau zu machen. Viel entsteht dann bei der Vorzeichnung mit Bleistift.
Hast du Vorbilder oder stetige Inspirationsquellen?
Viele Vorbilder kommen aus der Architektur, wie z.B. Frank Lloyd Wright. Ich habe mir einen ganzen Haufen an Architekturbüchern zugelegt mit den Jahren, bei denen meistens ein Funke überspringt. Reisen ist auch sehr wichtig für mich, sowohl um die Ecke – ich fahre gerne mit dem Rad durch Berlin, da entdeckt man immer irgendwelche interessanten Ecken – als auch in die Ferne. Die großen Metropolen Asiens sind sehr spannend, ein Thema, mit dem ich mich auch in Zukunft noch mehr auseinandersetzen möchte.
Hast du ein Lieblingswerk, auf das du besonders stolz bist?
Ich habe ein Panorama von Chongqing gezeichnet, das im Original knapp 3 Meter breit ist. Ich habe da insgesamt 2 Monate dran gesessen. Seit 2 Jahren arbeite ich daran, meine Plattensammlung in Skizzenbüchern zu illustrieren, dabei gebe ich mir den zeitlichen Rahmen, dass eine Doppelseite fertig werden muss, während die Platte läuft. Das macht mir großen Spaß, weil es meinen Kopf frei macht und ich nicht vorher schon weiß, was dabei rauskommt. Ich beziehe mich dabei nicht immer zwangsweise auf die Musik oder das Cover, es ist eher ein Experimentieren mit dem, was ich sonst auch den ganzen Tag mache – ich arbeite hier nur mit Tusche –, aber nicht so verkopft und vorgeplant wie meine anderen Arbeiten, bei denen das Bild schon vorher mehr oder weniger feststeht.
Wie ist dein Verhältnis zu Farben?
Eigentlich mag ich Farben wirklich gerne, aber was das Zeichnen angeht, macht es mir einfach am meisten Spaß, mit den minimalen farblichen Mitteln der Tusche und dem unwiderruflichen Strich der Tusche zu arbeiten. Ich habe ein wenig mit Farben rumexperimentiert und einige Arbeiten auf Holz angefertigt, die ich koloriert habe. Das macht großen Spaß und ist auch noch etwas, das man gut ausbauen kann.
Was war dein bisher schönstes Erlebnis mit deiner Kunst?
Jede Ausstellung ist ein schönes Erlebnis, wenn man seine Arbeiten zeigen kann und sich mit Leuten darüber austauschen kann.
Was tust du, wenn du nicht zeichnest?
Ich sammle Schallplatten und begebe mich gerne auf die Suche. Berlin ist dafür die beste Spielwiese mit all den Flohmärkten und Plattenläden. Sonst genieße ich die Stadt und reise sehr gerne.