Wann und wie hast du die Kunst kennengelernt?
Eigentlich in der Grundschule. Ich hatte einen Kunstlehrer, der mich sehr gefördert hat und mir damals sagte, dass ich Talent hätte. Zeichnen konnte ich gar nicht, aber Farben und Formen konnte ich irgendwie setzen und damit umgehen. Er hat mir Mut gemacht mich auszudrücken. Später habe ich viel in meinem Dachgeschosszimmer gemalt, das war dann mein Rückzugsort und da bin ich völlig eingetaucht. Ich hab so langsam angefangen, mich mit Farbwirkung zu beschäftigen und viel für mich gemalt. Auch haben meine Eltern das Künstlerische sehr gefördert. Vor allem mein Vater hat viel mit mir und meinem Bruder gemacht. Er hat einen guten Blick und ist ein künstlerischer Mensch, das hat er mir gut vermittelt.
Was bedeutet Kunst für dich?
Für mich ist Kunst Ausdruck. Ausdruck im weitesten Sinne. Wenn ich Kunst mache, muss ich nicht denken, ich kann einfach machen. Darf ausprobieren und schöpferisch tätig sein. Kann etwas verwandeln oder es übermalen, wenn für mich was nicht stimmt. Man lernt Flexibilität und auch was Spielerisches beim Malen. Ich weiß ja nie, was rauskommt, und kann mich überraschen lassen. Hat viel mit Freiheit zu tun. Natürlich ist es oft auch ein Kampf und meine Bilder ärgern mich – so ist Kunst für mich auch immer ein Hindurchgehen durch Schwierigkeiten. Aushalten und durchhalten.
Welche Einflüsse waren besonders wichtig für die Entwicklung deiner Kunst?
Wahrscheinlich meine ganzen Lebensumstände. Schwer zu sagen. Ich hab immer wieder jemanden getroffen, von dem ich was lernen konnte oder der mich inspiriert hat … Ich habe mich vor allem, auch wegen meines Zweitberufs Kunsttherapie, viel mit Farbe und Form auseinandergesetzt. Ich bin quasi ständig mit dem kreativen Prozess konfrontiert oder muss mit ihm umgehen.
Du bist unter anderem in Japan aufgewachsen, hat das deine Kunst beeinflusst?
Ich war sehr klein, als ich in Japan gelebt habe, also die japanische Kultur und Kunst eher nicht. Vielleicht in dem Sinne, dass ich in meinem Leben schon viel umgezogen bin und sich meine Umtriebigkeit, mit der ich umgehe, ausdrückt.
Wo malst du?
Die meiste Zeit in meinem Atelier zu Hause, aber auch im Atelier auf der Arbeit, im Urlaub vor dem Camper. Bei meinem Freund oder meiner Mutter suche ich mir ein Eckchen in der Küche oder ich gehe zu einer befreundeten Künstlerin und wir sitzen in ihrem Atelier und malen. Ich habe oft einen Aquarellkasten, Ölkreiden, Stifte und ein bisschen Papier dabei.
Welche Stimmung, welche Umgebung brauchst du, um gut arbeiten zu können?
Eigentlich nur eine, in der ich mich wohlfühle, die mich inspiriert. Gerne alleine, aber gerne auch in Gesellschaft mit anderen Künstlern oder Menschen, die um mich herumwirbeln. Da mein Drang zu malen oft sehr groß ist, kann ich meine Sachen überall auspacken.
Deine Werke sind abstrakt, manche tragen Titel, andere keine. Wie gehst du ein neues Kunstwerk an, wie beginnst du?
Ohne Plan und ohne nachzudenken. Ich greife zu einer Farbe, die mich anspricht und los geht’s. Entweder was Neues oder ich male an den gefühlt 50 angefangenen Werken, die da rumstehen und rumliegen. Manchmal überlege ich mir, in welche Richtung ein Bild gehen könnte, aber der Prozess und Verlauf zeigen mir dann was anderes. Ich lass mich einfach komplett auf meine Intuition ein. Ich bin da ein absoluter Gefühls- und Bauchmensch.
Was inspiriert dich?
Andere Künstler – ich beschäftige mich derzeit viel mit den Künstlern in meiner Umgebung. Schau mir viele Ausstellungen an und besuche andere Künstler in ihren Ateliers. Dann liebe ich Naturformationen und Kompositionen. Natürlich inspiriert mich der Himmel und Lichtverhältnisse, aber wahrscheinlich vor allem mein Leben – ich verarbeite viel in meinen Bildern.
Hast du Lieblingsfarben?
Alle Farben – oder immer eine andere. Mal freu ich mich sehr über Grün, mal mehr über Rosa oder Rot. Auch hab ich Farbkombinationen, die ich gerne wiederhole. Rot-blau zum Beispiel.
... und eine Lieblingstechnik? Wenn ja, was schätzt du an ihr?
Mischtechnik. Dass ich jederzeit alles mischen kann – wie Ölkreide kombiniert mit Aquarell, Gouache und Acryl, die ich abdrucke oder versuche in die Fläche zu gehen. Aber der Stift ist auch ein wunderbares Werkzeug, mit dem ich linienhaft Akzente setzen kann.
Tauschst du dich gern mit anderen über deine Kunst aus?
Hmm, ich habe nichts dagegen, wenn jemand was über meine Bilder sagt oder auch mal Kritik äußert, aber ich bin niemand, die dauernd was besprechen muss und Rückmeldung braucht.
Welches war das schönste Feedback, das du bisher auf deine Malerei bekommen hast?
Dass meine Bilder etwas sehr Vitales ausstrahlen und sie etwas sehr Anregendes haben.
Kannst du deine Kunstwerke gut aus der Hand geben?
Ja, kein Problem! Ich freue mich, wenn andere sich drüber freuen.
Was tust du, wenn du nicht malst?
Als Kunsttherapeutin arbeiten, Ausstellungen organisieren und besuchen, Yoga machen und Wandern gehen.