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Be part of the art

Wolfgang Wartmann

Maler aus Mönchengladbach, Deutschland

Wolfgang Wartmann malt auf Klebefolien aus Kunststoff. Ob die Farbe darauf überhaupt haftet? „Natürlich!“ sagt Wartmann, der sich mit dem Material ausgesprochen gut auskennt. Außerdem faszinieren und inspirieren ihn der Geruch von Erde, Blumen und Kräutern und die Verwitterungs- und Verfallsprozesse der Natur.

 
„Rost, Laub, Verwitterung und Vergehen sind Inspirationsquellen, denen ich in meinen Arbeiten bewusst frische, junge Farben entgegensetze.“

Impressionen

 

Alle Fotografien von Sigrun Strangmann, www.sigrunstrangmann.com.

Interview

Was war dein Berufswunsch als Kind?

Ich wollte und sollte immer Gärtner werden. Auch heute noch liebe ich die Gartenarbeit, alleine der Geruch von Erde, den Blumen und Kräutern, die Sonne, der Wind ... all das lässt mich aufblühen und erdet mich gleichzeitig.

Seit wann arbeitest du künstlerisch?

Genau genommen seitdem ich bei meiner Mutter die Waschmittelpackungen entdeckt habe. Persil, Perwoll, Sunil etc., die habe ich bis zum Abwinken gezeichnet. Aus allen möglichen Perspektiven, von oben, von unten von der Seite, liegend oder stehend. Später habe ich ihnen dann meine eigenen Waschmittelnamen gegeben. Ich glaube, über diesen Weg bin ich zur Grafik gekommen.

Gab es Schlüsselmomente auf dem Weg zum Künstler?

Wirkliche Schlüsselmomente kann ich nicht benennen, es war eher ein andauernder Prozess. Als Grafiker und später als Werbeleiter habe ich den Siebdruck kennengelernt und mich in den achtziger Jahren mit einer Siebdruckerei selbstständig gemacht und all die Materialien kennengelernt, mit denen ich mich künstlerisch auseinandersetze. Dazu zählt auch die Klebefolie, auf die ich heute male.

Du malst auf Kunststofffolie. Ganz praktisch gefragt: Haftet die Farbe überhaupt? Wie machst du das?

Ja klar haften alle Farben auf dieser Kunststofffolie. Egal ob herkömmliche Öl- oder Acrylfarben, denn letztlich ist der Prozess dem Malen auf Leinwand oder Karton sehr ähnlich bzw. gleich.

Was schätzt du so sehr an dem ungewöhnlichen Untergrund?

Kunststofffolien sind ein spannender Untergrund, weil sie sich einerseits gut bemalen und andererseits auch gut weiterverarbeiten lassen, was für meinen künstlerischen Prozess sehr wichtig ist. So kann diese Folie z.B. auch Materialien aufnehmen und durch Hitze fest an sich binden.

Wie kann ich mir deinen Arbeitsprozess vorstellen?

Der Arbeitsprozess besteht aus mehreren Durchgängen: Zunächst trage ich die Farben in mehreren Schichten mit Rakel oder Pinsel übereinander auf. Dazwischen liegen Trocknungsprozesse, deshalb arbeite ich meistens an mehreren Bildern gleichzeitig. Im Anschluss arbeite ich die Details aus, wo ich auch Kreide oder Wachsmalstifte einsetze, die Folien aufbreche, überklebe und weiter verändere.

Aufbruch der Oberfläche ist eines deiner Themen. Wie gehst du damit um?

In meinen sogenannten Gitterobjekten geht es um das Thema Individualität und Gemeinschaft. Das Bild stellt die Gemeinschaft, den gemeinsamen Kern bzw. Ursprung unseres Seins dar. Durch Einfluss von Hitze bricht die Oberfläche auf und gibt jedem Gitterkästchen seinen eigenen Charakter. Letztlich sind meine Bilder somit ein Spiegel unserer Gesellschaft, denn unser Ursprung ist gleich, jeder Mensch ist individuell unterschiedlich und gleichzeitig bilden wir eine Gemeinschaft. Gerade in der jetzigen Zeit möchte ich mich mit diesem Thema noch stärker auseinandersetzen.

Womit umgibst du dich, damit du gut arbeiten kannst?

Mit Kaffee, Chaos, Karaoke.

Sind Rost und Verwitterung Inspirationsquellen für dich?

Ja, unbedingt. Mich fasziniert dieser Prozess. Zwischen Kommen und Gehen ist das doch die Substanz. Ein ewiger Prozess, genauso wie in der Natur. Laub und Fäulnis regen – wenn man so will – meine Fantasie an.

Was inspiriert dich noch?

Ich liebe alte Zeitschriften. In meiner Siebdruckerei wurde extra ein Hochregal eingerichtet, in dem die ausgelesenen Magazine aufbewahrt wurden. Meine Frau schüttelt heute noch den Kopf … Die erste Amtshandlung der neuen Besitzer war: Weg damit! Ansonsten ziehe ich meine Inspirationen aus dem Leben. Natur, Musik, Literatur, Gesellschaft – überall gibt es zuhauf Inspirationen.

Was tust du, wenn du nicht malst?

Ich gärtnere gerne oder koche mit meiner Frau. Oder aber ich gehe in den Keller, wo es noch ein Archiv an geretteten Zeitungsausschnitten gibt, die ich durchblättere auf der Suche nach neuen Inspirationen.

Einige deiner Werke zeigen auch Menschen. Sind diese Personen real? Wen zeigst du dort?

Nein, die Personen sind nicht real. Aber diesem Thema will ich mich in einer neuen Serie intensiver widmen.

Kannst du dich gut von deinen Werken trennen?

NEIN! Mir steht mein Hang zum Perfektionismus, der abseits der Malerei nicht in mir vorhanden ist, sehr im Wege.

Wenn du dir aussuchen könntest, wer deine Kunst erwirbt – was für ein Mensch sollte das sein?

Vielleicht ist es eine Frau, zeitlos, selbstbewusst, schlagfertig, lebensfroh und humorvoll. Und sie wird sagen: „Die Farben, alleine die Farben …“

Was kommt als Nächstes auf deiner künstlerischen Reise?

Abgesehen von meinen Gitter-Objekten, die mich derzeit sehr beschäftigen, einfach auch, weil sie in einem gesellschaftspolitischen Kontext stehen, setze ich den Menschen wieder stärker in den Vordergrund meiner Arbeiten.

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