Warst du schon als Kind besonders kreativ?
Ja, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, gibt es mich nur mit einem Stift oder Pinsel in der Hand. Ich war ein sehr ruhiges ausgeglichenes Kind, und während meine Schwester auf Bäume kletterte, saß ich zu Hause, malte Comics oder suchte mir Motive aus meinem großen Tierlexikon.
Wie hast du zur Kunst gefunden?
Eigentlich habe ich nicht zur Kunst gefunden und auch hat mich die Kunst nicht gefunden, sie war einfach schon immer da. Sie ist ein Teil von mir, war nie weg und lebt in mir und mit mir, egal was ich gerade mache.
Was macht die Kunst mit dir?
Sie macht mich aus, meine Ruhe, meine Ausgeglichenheit, meinen Sinn für schöne Dinge. Während des Malens denke ich nach, verarbeite Probleme, und während des Nachdenkens finde ich Lösungen. Ich weiß es jeden Tag zu schätzen, dass es die Kunst für mich gibt und bin dankbar dafür, einen Stift oder Pinsel in der Hand halten zu können und zu dürfen.
Wie hat sich dein Stil entwickelt?
Im Laufe der Jahre oder mittlerweile der Jahrzehnte habe ich doch sehr viele Materialien rund um die Kunst kennengelernt und ausprobiert, habe experimentiert mit allen Stilrichtungen. Jeder Künstler entwickelt seine eigene Handschrift, das macht seine Einzigartigkeit und seinen Wiedererkennungswert aus. Ich habe meinen eigenen Stil gefunden, aber er wird nicht stagnieren, sondern sich stetig weiterentwickeln.
Wie würdest du deinen heutigen Stil beschreiben?
Abstrakter Surrealismus, der jedoch immer noch das Reale erahnen oder erkennen lässt. Ich bezeichne es als freie Interpretation des Realen.
Du nennst deine Kunst „seelenART“. Wie kamst du auf den Titel?
Beim Malen bin ich mit Leib und Seele dabei. Meine Kunst entsteht tief aus mir heraus und ist auch gleichzeitig Balsam für meine Seele. Alles, was ich durchlebe und erlebe, verarbeite ich in meinen Bildern und durch meine Bilder. Für mich war schon ganz früh klar, es gibt keine treffendere Beschreibung meiner Kunst als „seelenART“.
Mit welcher Technik malst du am liebsten und warum?
Acryl auf Leinwand mit großen Pinseln und Spachtel, da ich mich dabei frei entfalten kann. Durch die Größe meiner Leinwände ist nach Fertigstellung des Bildes sowohl Körper als auch Geist ausgiebig beansprucht worden.
Woher nimmst du die Inspiration für deine Kunst?
Meine Bilder entstehen beim Malen. Ganz selten habe ich vorher einen genauen Plan oder eine Skizze des Bildes, das entstehen soll. Tagesverfassung, Licht, Sonne und die Lust auf eine bestimmte Farbe bestimmen die Inspiration für die Entstehung meines Bildes.
An welchem Ort malst du?
In meinem Atelier, welches in meine Wohnumgebung integriert ist. Draußen in der Natur habe ich noch nie gemalt, werde ich auch nicht, da ich so viele verschiedene Farben, Pinsel, Spachtel und meine Airbrushpistole für meine Kunst benötige. Um Inspirationen, die ich später teilweise umsetze, draußen einfangen zu können, dient mir mein Smartphone.
Wenn du malst, welche Umgebung schaffst du dir, welche Atmosphäre brauchst du?
Ich setze meine pinkfarbigen Kopfhörer auf, starte meine Musik auf meinem Smartphone und dann gibt es nur noch mich und meine Leinwand. Ich brauche das Gefühl der Geborgenheit.
Bitte beschreibe einmal für uns den Entstehungsprozess eines Kunstwerks.
Der Untergrund ist mitunter das Wichtigste an einem Bild. Ich lege sehr viel Wert darauf, dass keine Übergänge zu sehen sind, dass die Farben ineinanderfließen, und somit lege ich am Bild fest, von wo das Licht einfällt, wo die Schattenseite im Bild ist. Besondere Akzente setze ich mit Acrylspray oder mit der Airbrush. Nun trage ich in verschiedenen Schichten das eigentliche Motiv auf, teils mit Pinsel, teils mit Spachtel. Ganz wichtig sind am Ende Schriften in Sütterlinschrift und Spritzer von den Borsten des Pinsels.
Woher weißt du, dass ein Bild fertig ist?
Wenn meine Augen und mein inneres Gefühl übereinstimmend zufrieden sind.
Fällt es dir leicht, dich von deiner Kunst zu trennen?
Ja. Natürlich freut es mich riesig, dass meine Kunstwerke so gut ankommen und Kunstkenner meinen Stil lieben, es ist die größte Anerkennung und Wertschätzung, die ich für meine Kunst bekommen kann. Ich mache meine Kunst, um sie auch mit anderen zu teilen. Es gibt nichts Schöneres, als mein Werk beim Käufer aufzuhängen und zu sehen, wie dieser sich freut.
Hast du Vorbilder?
Nein, ich habe kein Vorbild in der Kunst. Ich möchte mich frei entfalten können und mein Gefühl für meine Kunst darstellen. Jedoch liebe ich es auch, mir Kunstwerke anderer Künstler anzuschauen und in jedem dieser Bilder auch das Besondere zu suchen und zu finden.
Was machst du, wenn du nicht malst?
Ich entspreche dem Frauenklischee, shoppe gerne, gehe gerne in ein Café und liebe einen Stadtbummel. Natürlich gehört auch viel meiner Zeit meiner Familie und unseren Hunden, deshalb wollte ich auch immer, dass mein Atelier fest innerhalb unseres Zuhauses integriert ist. So bin ich für jeden jederzeit erreichbar und meine Kunst ist Bestandteil meiner Familie.
Erzähl uns bitte von deinem bisher schönsten Erlebnis mit deiner Kunst.
Bei einer großen Einzelausstellung hat mich der Galerist darauf hingewiesen, dass jeden Tag eine alte Frau um einen Stuhl bittet, um sich vor ein bestimmtes Kunstwerk zu setzen. Dort saß sie jeden Tag einige Stunden und schaute auf dieses Bild. Ich sprach sie an und erfuhr so von ihr, dass dieses Bild ganz besondere positive Emotionen in ihr auslöse. Sie bat mich, ihr mitzuteilen, wohin das Bild nach den drei Monaten Ausstellung hingebracht wird, damit sie es sich dort auch weiterhin anschauen könne. Ich hatte bis zum Ausstellungsende herausgefunden, dass die alte Dame mehr schlecht als recht von ihrer Rente leben kann und da sie auch am Tage des Abhängens der Kunstwerke anwesend war, habe ich der Frau „ihr“ Bild überreicht. Da sie eine sehr stolze Frau war, drückte sie mir überglücklich mit Tränen in den Augen einen kleinen Betrag in die Hand.