Sandra, du hast die Malerei erst vor wenigen Jahren für dich als Ausdrucksform entdeckt. Wie kam es dazu?
Sandra: Ich wusste schon immer, das etwas in mir schlummert und habe das Malen dann als Ausdruck von mir und meinen Stimmungen genutzt.
Rolf, du bist schon zwei Jahre länger als Künstler tätig. Wie hat sich deine Kunst entwickelt?
Rolf: Anfänglich habe ich nur sehr zaghaft und vorsichtig mit Farben agiert, mittlerweile nutze ich Farben viel forscher und mutiger. Ich habe keine Sorge mehr, dass ein Werk nicht gelingt, denn erstens sind unsere Bilder ja oft Stimmungsbilder und zweitens geht es nicht ums Gelingen, sondern um die Freude an der eigenen Kreativität. Ich habe verstanden, dass ich für mich male, nicht für die anderen.
Was bedeutet euch die Kunst?
Sandra: Die Kunst ist Freiheit. Keine Vorgaben, keine Regeln, keine Maßstäbe, keine Vergleiche. Ein Raum, in dem ich agiere, wie ich es möchte.
Rolf: Kunst ist für mich Bereicherung des Lebens, sowohl selber künstlerisch tätig zu sein, als auch Kunst zu genießen, als Film, Bild, Skulptur oder auch in der Natur, die für mich durchaus in vieler Hinsicht auch Kunst ist
Ihr arbeitet kooperativ an euren Bildern. Bitte beschreibt einmal, wie das vonstatten geht.
Sandra: Wir malen nur, wenn uns danach ist, sozusagen ein guter Tag zum Malen ist. Ohne Worte finden wir ein gemeinsames Bild. Wir malen nicht gleichzeitig an einem Werk, sondern immer nacheinander, und das verschafft dem Bild eine Entwicklung, die uns selbst oftmals überrascht, weil wir versuchen, uns von Intuition treiben zu lassen, ohne einander zu treiben. Heißt, wir lassen einander gewähren, ohne zu reglementieren, und freuen uns am gemeinsamen Erleben und Schaffen.
Ist das immer harmonisch oder gibt es auch Konflikte?
Rolf: Nein, Konflikte gäbe es ja nur, wenn wir Vorgaben hätten, was aber nicht der Fall ist. Wir malen ja informell, intuitiv und ergänzen einander. Das bedeutet für uns, dass wir unsere Zweisamkeit auch und gerade beim Schaffen unserer Werke erleben dürfen. Das ist dann oft so, dass wenn wir schaffen, wir dieses gemeinsame Tun so intensiv erleben dürfen, dass wir während des Schaffens nur nonverbal kommunizieren.
Wie viel Raum nimmt die Malerei in eurem Leben ein?
Rolf: Nun, die Malerei nimmt einen großen Raum in unserem Leben ein. Zum einen sind wir selbst Schaffende, aber auch Betrachtende, Lernende, Bewundernde, das heißt wir nehmen die Malerei zum einen wahr, um uns auszudrücken, zu entspannen, aber auch als Konsument und betrachten gern die Werke anderer in Ausstellungen oder auch Museen oder Galerien
Eure Bilder sind abstrakt, ihr nennt sie „Stimmungsbilder“. Was bedeutet das?
Sandra: Das bedeutet, dass wir uns und unsere Stimmungen wiedererkennen in unseren Werken und dies sogar anderen, die uns gut kennen, zum Teil gelingt. Wir malen Emotion und zwar ohne uns einzuengen, sondern der eine schafft dem anderen den Raum, den Platz.
Rolf: Ja genau, eine andere, aber etwas sperrige Bezeichnung unserer Werke wäre: visualisierte Emotion. Oder auch „Momente“, denn wie wir ja schon beschrieben haben, entstehen unsere Bilder aus der Intuition. Selten kommt es auch vor, dass jeder von uns einzeln eine Leinwand benutzt.
Wie lange arbeitet ihr etwa an einem Werk?
Sandra: Oh, das ist sehr unterschiedlich, was man aber sagen kann, ist, dass unsere Werke meist in einem Schaffensprozess fertiggestellt werden. Manchmal ist dieser kurz, manchmal aber auch lang.
Welche Rolle spielen Farben in eurem Leben?
Rolf: Die verschiedenen Farben ermöglichen mir, mich zu entfalten und frei zu sein. Das gilt nicht nur für das Malen, sondern auch für den Alltag und meine Wahrnehmung. Der Blick auf eine Landschaft, das Meer, ein Foto, oder auch einen Menschen ist immer geprägt von den Farben, in denen sich mir der Anblick präsentiert. Sandra: Farben sind Freiheit, Wahlmöglichkeit und oft auch Hilfe, um sich auszudrücken. Farben sind für mich oft leichter zu benutzen als Worte. Farben sind nuanciert, vielfältig, friedlich.
Was inspiriert euch?
Rolf: Mich inspiriert ganz oft die Natur, in der ich mich sehr gern bewege, wie Wald , Strand, Felder und Wiesen. Oft inspiriert mich aber auch ein Gespräch oder einfach nur eine geschriebene Zeile, die ich irgendwo lese. Sandra: Mich inspirieren oftmals meine Gefühle und Stimmungen, aber auch Gespräche mit anderen, sodass ich dann aus Worten Bilder erschaffe oder Stimmung sichtbar mache.
Was braucht ihr unbedingt, um künstlerisch tätig zu sein?
Rolf: Ich brauche lediglich die Lust zu schaffen, entstehen zu lassen. Dann ist alles andere nebensächlich. Und Sandra, mindestens in Anwesenheit.
Sandra: Ich brauche meinen Partner, weil unsere Bilder ein WIR sind. Wenn ich mal ein Bild allein erschaffe, brauche ich Ruhe und Zeit. Ich habe bisher noch kein Werk begonnen, wenn ich noch irgendwelche Dinge zu erledigen hatte. Ende offen sozusagen.
Wie wichtig ist euch der Austausch mit anderen Künstlern?
Sandra: Der Austausch mit anderen Kreativen bedeutet natürlich auch immer eine Form der Inspiration und ist insofern natürlich von Belang.
Rolf: Das sehe ich auch so, man tauscht sich aus, erkennt Möglichkeiten oder bewundert auch nur das Schaffen des Gegenüber.
Habt ihr Vorbilder?
Sandra: Mein Schaffen hat kein Ziel, sondern Ausdruck. Ich verfolge keine Absicht, ich schaffe nur, das tue ich für mich selbst, insofern antworte ich mit Nein. Ich bewundere durchaus viele Künstler, aber sie sind mir kein Vorbild.
Rolf: Nun, das sehe ich ähnlich wie Sandra, ich schaffe für mich und brauche keine Vorbilder. Ich brauche kein Vorbild, sondern Freiheit, um zu schaffen, insofern glaube ich, würde mich ein unmittelbares Vorbild nur einengen und ein Stück weit unfrei machen.
Wie wichtig ist euch, was andere über eure Kunst denken und fühlen?
Sandra: Hm, Lob und Anerkennung tun natürlich auch mir gut. Wenn unsere Bilder andere berühren, finde ich das schön!
Rolf: Ja, das sehe ich auch so. Was ich aber besonders spannend finde, ist, dass oft Emotionen bei anderen freigesetzt werden, die ich in dieser Nuance beim Schaffen gar nicht wahrgenommen habe. Von daher ist mir die Resonanz schon wichtig, da sie für mich persönlich in der Regel mit Freude wahrgenommen wird.
Was war bisher euer schönstes Erlebnis mit eurer Kunst?
Rolf: Ganz klar das Erlebendürfen, dass ein gemeinsames Werk entsteht, ohne dass wir uns groß vorbereiten, sondern uns aufeinander und das gegenseitige Schaffen einlassen können.
Sandra: Die Harmonie, die zwischen uns herrscht, sichtbar zu machen, das ist wunderschön!
Wohin geht eure künstlerische Reise als Nächstes?
Sandra: Ich lasse mich treiben von meiner Kreativität, ohne konkretes Ziel, setze mich aber immer wieder mit meinem Schaffen auseinander, um neue Inspirationen zu erfassen. Ich denke, wenn wir in zwei, drei Jahren unsere Werke betrachten, werden wir erkennen, welcher Weg gegangen wurde.
Rolf: Ich freue mich auf Neues, kann aber auch nicht genau sagen, was dies sein wird. Ich kann mir aber vorstellen, mit Holz zu arbeiten und im weitesten Sinn gestalterisch zu schaffen.
Was macht ihr, wenn ihr keine Kunst macht?
Sandra. Ich arbeite im kaufmännischen Bereich eines Personaldienstleisters und sorge für meine Familie.
Rolf: Ich arbeite in Teilzeit als Fahrer bei der Caritas.